Meine Arbeit in der Casa Abierta

Seit fast zwei Monaten arbeite ich nun schon Montag und Dienstag in der Casa Abierta in La Carpio, einem Armenviertel in San José, weshalb ich heute ein bisschen genauer erzähle, was ich da mache und wie der Alltag in der Kindertagesstätte aussieht.
Die Casa Abierta ist eine Kindertagesstätte, die Montag bis Freitag von 6 bis 18 Uhr geöffnet ist. Hier arbeiten drei Erzieherinnen: Anna, Pastora und Martha. Dazu kommen täglich jeweils zwei von uns deutschen Freiwilligen und teilweise unterstützen uns auch schwedische Freiwillige der ILCO. Der Kindergarten kostet für die Eltern im Monat ca. 30000 colones, was ca. 45 Euro sind. Die Casa Abierta ist die günstigste solcher Einrichtungen in La Carpio, was daran liegt, dass sie neben den Beiträgen hauptsächlich durch Spenden finanziert wird. Dies führt aber natürlich zu einer finanziellen Abhängigkeit von Spendern und ohne sie könnte die Casa Abierta nicht weiter bestehen. Bis letztes Jahr gab es auch noch eine Casa in Alajuelita, dem zweiten Armenviertel in San José. Diese musste aber leider schließen, da es nicht genug Geld gab. Die ca. 20 Kinder in La Carpio sind zwischen 3 und 9 Jahren alt. Die älteren Kinder gehen auch zur Schule, weshalb sie für eine bestimmte Zeit am Tag nicht da sind.
Montags arbeite ich von 10 bis 18 Uhr. Wenn ich nach 1,5 Stunden Busfahrt in der Casa ankomme, treffe ich gleich auf spielende Kinder. Für jeden Tag in der Woche gibt es einen Plan, wann was gemacht und gespielt wird. Montag von 10 bis um 12 spielen die Kinder mit Legos. Manchmal gibt es aber auch kleine Änderungen: Zum Besipiel, dass ab 11 gepuzzelt wird.
Wir Freiwilligen haben neben dem Spielen mit den Kindern auch noch andere Arbeiten zu erledigen, die in einem plan de roles festgehalten sind. Meine Aufgabe ist es, um kurz nach 10 mit dem Kochen für das Mittagessen zu beginnen. Montags gibt es immer Nudeln mit Tomatensoße mit Karottenstückchen. Außerdem bereite ich einen Salat und einen fresco - ein selbstgemachter Saft mit Zucker - zu.
Um kurz vor 12 Uhr fangen dann die Kinder an aufzuräumen und anschließend stellen sich alle Kinder zu dem gesungenen "ahora todos vamos a lavar las manos" an der Tür zu den Bädern auf. Jedes Kind bekommt nun einen Kleks Seife in die Hand und darf sich jetzt die Hände in einem der beiden Bädern waschen. Danach müssen sich die Kinder an den Tisch setzten und warten, bis sie ihr Essen bekommen. Zuvor wird jedoch noch ein Gebet gesungen und mit "piep, piep, piep, wir ham und alle lieb; piep, piep, piep, guten Appetit" abgeschlossen. Eine der Erzieherinnen macht das Essen auf den Teller, dabei darf auf keinen Fall der Salat fehlen -auch wenn es nur ganz wenig ist-, denn jedes Kind muss seinen Salat essen. Den Teller bringt dann einer von uns Freiwilligen zu den Kindern. Wenn dannalle Kinder versorgt sind, bekommen wir und die Erzieherinnen einen Teller mit Essen. Nach der Mahlzeit bekommt dann jeder noch einen Becher mit fresco, der aber erst getrunken wird, wenn alles aufgegessen ist. Danach ist almuerzo (Mittagessen) abgeschlossen und alle Kinder begeben sich auf einen Teppich in einer Ecke der Casa und bekommen eine Geschichte erzäht, dürfen selbst in Büchern blättern oder spielen - allerdings ohne Spielzeuge, denn die sind zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt. Währenddessen spült Henriette - meine Mitfreiwillige - das Geschirr ab und ich wische den Tisch ab und kehre danach den Boden, auf dem ein Teil des Essens gelandet ist. Eine der Erzieherinnen passt auf die Kinder auf und eine andere ruft die Kinder nacheinander ins Bad zum Zähneputzen.
Um kurz nach 13 Uhr setzten sich dann alle Kinder auf eine Bank, während wir Matten für den Mittagsschlaf auf den Boden legen. Eine Erzieherin sagt den Kindern, wer sich auf welche Matte legen soll und verteilt Kissen und Decken. Wenn jeder seinen Platz hat und alle still sind, legen auch wir uns auf eine Matte. Eine Erzieherin ließt noch eine Geschichte aus der Bibel vor und danach schlafen alle bis um 3 Uhr. Die andere Erzieherin kauft währendessen etwas für die merienda (Pause mit einer Kleinigkeit zum Essen) und bereitet diese in der Küche zu. Denn wenn alle um 3 Uhr die Schulkinder kommen und alle anderen wieder aufstehen, werden die Matten, Decken und Kissen weggeräumt und anschließend eine Kleinigkeit gegessen. Auch hier setzten sich alle Kinder an den Tisch und ich oder Henriette verteilen die Schüsseln oder Becher. Manchmal gibt es Obstsalat, manchmal Pfannkuchen, Kakao oder eine Kleinigkeit von Bäcker.
Anschließend  muss wieder einer abspülen und manchmal müssen auch die Kinder selbst ihre Schüssel oder ihren Becher abspülen.
Nun ist Zeit für freies Spielen, das heißt die Kinder dürfen sich selbst aussuchen, was sie machen wollen. Ab jetzt kommen auch ab und zu Eltern vorbei, die ihr Kind abholen und so werden es nach und nach immer weniger. Um 4 Uhr beginne ich dann mit Deutschunterricht. Dafür beginne ich zuerst mit den Kleinen, die noch nicht lesen und schreiben können, und gehe mit ihnen in einen Raum im ersten Stock. Dort übe ich den so gut wie es geht mit ihnen spielerisch deutsche Wörter und Sätze. Das ist jedoch ein sehr langwieriger und anstrengender Prozess, da die Kinder oft nicht zuhören oder sich nicht konzentrieren können. Nach 20 Minuten wechseln dann die Gruppen und ich bringe den Älteren Deutsch bei, was schon ein wenig einfacher ist. Nach 20 Minuten ist auch hier Schluss und ich gehe mit den Kindern nach unten und spiele noch ein wenig mit ihnen, bis ich zum Schluss den Raum komplett durchkehre und anschließend nach Hause gehen darf.
Am Dienstag arbeite ich dann mit Henriette die frühe Schicht - also 8 bis 16 Uhr -, während Max von 10 bis 18 Uhr arbeitet. Wenn wir in der Casa ankommen beginnt Henriette gleich ihren Tanzunterricht, bei dem ich auch dabei bin. Um 9 Uhr gibt es dann auch merienda und danach wird gemalt. Wenn Max dann kommt, fängt er gleich das Kochen an. Dienstags gibt es immer Reis mit Tunfisch und Gemüse, was total lecker schmeckt. Mittags ist der Ablauf immer jeden Tag gleich und nach der merienda um 4 Uhr haben Henriette und ich auch schon wieder aus.
Allgemein ist die Casa Abierta wie jeder Kindergarten auch. Ich habe zwar keinen konkreten Vergleich aus Deutschland, dennoch habe ich das Gefühl, dass hier teilweise etwas strenger mit den Kindern umgegangen wird. So müssen sie des Öfteren einfach irgendwo (am Tisch oder im Kreis am Boden) sitzen und still sein, weil sie sie schlecht benommen hatten. Außerdem darf zu bestimmten Zeiten nur mit einem bestimmten Spielzeug gespielt werden. Zum Beispiel wenn Legos an der Reihe sind, dürfen keine Kuscheltiere geholt werden. Oder nach dem Mittagessen müssen die Kinder in der Ecke bleiben und dürfen eine Stunde lang mit gar keinem Spielzeug spielen. Wenn sich ein Kind schlecht benimmt, muss es sich so viele Minuten wie es alt ist auf eine Bank setzen. Ich denke dennoch ist die Casa Abierta eine wichtige Institution in La Carpio, da die Kinder hier einen geschützten Raum haben und sicher spielen können, während ihre Eltern arbeiten müssen.

Facebookseite der Casa Abierta


Casa Abierta von außen


 Kinder spielen mit Kuscheltieren

"im Restaurant"


 Henriette mit Kindern beim Puzzeln

Ich mit zwei Mädchen an einem Puzzle


 Nach dem Mittagessen auf dem Teppich


 Beim Mittagsschlaf


 Merienda

Durch La Carpio mit dem Bus nach Hause fahren


 Tagesablauf

Plan der Aufgaben

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